Was heisst digitales Archivieren? Michel Foucault verstand unter dem Begriff des (analogen) Archivs eine Art Wissens- und Informationsspeicher und veränderte damit in nachhaltiger Weise das allgemeine Verständnis dieses Begriffs wie auch den kulturwissenschaftlichen Diskurs im Umgang mit abgelegten Daten, Medien, Objekten etc. In Foucaults Verständnis hat ein Archiv nicht bloss als ein passiver Ort zu dienen, an dem Vergangenes, nicht mehr Aktuelles abgelegt und gewissermassen seinem Schicksal überlassen wird. Setzen die in einem Archiv abgelegten bzw. gespeicherten Daten «Staub» an, geht wertvolles Wissen verloren, sedimentiert im Strom der Zeit, weil dieses nicht mehr greifbar und zugänglich ist.
Digitale Archive erweisen sich bei intelligenter Nutzung aktueller Software als nützliche und sinnvolle Ergänzung parallel zu herkömmlichen, analogen Archivierungsmethoden. Selbst grosse Mengen gespeicherter Medien können so dem interessierten Nutzer aktiv sichtbar und unter leicht verständlicher Handhabung zugänglich gemacht werden. Die virtuelle Sichtung und Auswertung ermöglicht in einem weiteren, physischen und haptischen Schritt einen gezielteren Zugriff für anschliessende weitere Recherchen.
Dieses hier von Viola Diehl in exemplarischer Weise erstellte und digital zugänglich gemachte Archiv dokumentiert die von ihr am Institut für Visuelle Kommunikation der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel seit 2006 geleiteten Bachelor-Module Semiotik, Bild, Imagination und Informationsdesign. Die Studierenden werden alphabetisch aufgelistet und alle ihre eingereichten Arbeiten in nicht hierarchischer oder bereits bewerteter Reihenfolge abgelegt. Dem Nutzer bietet sich so die Möglichkeit, beim kritischen Sichten der Arbeiten sein eigenes Urteil zu bilden.
Von wesentlicher Bedeutung dabei ist, dass der für künstlerisch-gestalterisches Arbeiten so zentrale Entwicklungsprozess beim hier vorliegenden Archivierungstyp erhalten und sichtbar bleibt. Zentral deshalb, weil eine solche Prozessdokumentation nicht nur kreative sondern auch intellektuelle und wahrnehmungsrelevante Entscheidungsschritte dem Betrachter nachvollziehbar vor Augen führt. Ohne grossen Aufwand lassen sich die verschiedenen Stadien einer Arbeit begreifen.
Eine solche Art der digitalen Archivierung, die nicht nur das finale Produkt berücksichtigt, trägt exemplarisch zu einem Erkenntnis- und Wissenszuwachs des Betrachters bzw. des Nutzers bei.